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Golden
Lemons
Hierzulande haben die meisten schon mal von der mitllerweile schon über
zwanzig Jahre bestehenden Hamburger Band "Die Goldenen Zitronen"
gehört, in Amerika kennt sie natürlich kein Aas. Sie heißen
dort weder "Golden Lemons" noch texten sie ihre Songs auf Englisch
um. Nein, sie touren einfach nur als Vorgruppe von Wesley Willis durchs Land
und lassen sich dabei von Dokumentarfilmer Jörg Siepmann beobachten.
Wesley ist ein stämmiger Schwarzer, der unter Schizophrenie leidet (sein
Tourmanager ist gleichzeitig sein Krankenpfleger), und der Musik macht, um
nicht von den Dämonen, die er fast uninterbrochen in seinem Kopf vernimmt,
dazu verleitet zu werden, irgendetwas zu machen, was ihn in den Knast bringen
könnte.
Charmant, charmant. Die Lage wird auch nicht dadurch besser, daß Wesleys
Fans (zur Hälfte "Freakshow-Besucher", zur Hälfte Leute,
die wirklich zu schätzen wissen, daß er vielleicht nicht die spannendste,
aber die wohl ehrlichste Musik im ganzen Business macht) natürlich keinen
Bock auf irgendwelche Typen aus Nordeuropa haben, die auch noch stolz darauf
zu sein scheinen, nicht an den Rock'n'Roll zu glauben...
Immerhin gibt es noch eine weitere Vorband, die schon länger mit Wesley
unterwegs ist. Die zwei vergleichsweise jungen Mitglieder von "Grand
Buffet" spielen mit gesunder Naivität einen Fun-Pop zwischen "
James Kochalka Superstar " und "They Might be Giants", und
es baut sich eine gewisse Freundschaft auf.
Doch die tägliche (Tor-)Tour fordert den Hamburgern einiges ab: Ein Truck
Stop, der stolz darauf ist, "Nicht-Trucker" wenn überhaupt,
herablassend zu bewirten; angebliche "Fans", die vor allem auf Randale
aus sind; Dauerberieselung im Tourbus mit 70er-Pop, wobei die "Carpenters"
schon positiv auffallen; und und und...
Der Film hält noch einige Überraschungen bereit: Die Zitronen philosophieren
über ihre geänderte Lebens- und Karrierauffassung und die schiere
Obszönität Amerikas, und natürlich gibt es auch hin und wieder
Momente, die das Leben lebenswert machen, wie ein Gig in einem Keller, der
ausstattungsmäßig aus den 80ern überlebt zu haben scheint
(richtig "new wavig") oder eine große Kaktee, die man versuchen
kann, umzuschmeißen.
Ein kurzweiliger Film, der auch Leuten etwas bietet, die keinen Song der Zitronen
benennen könnten (c'est moi!).